Abschaffung der Notstandshilfe: Gefährliche Schuldenfalle

(10.01.2018) Arbeitslosigkeit ist schon jetzt der mit Abstand häufigste Überschuldungsgrund: 37 Prozent der KlientInnen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen sind wegen Arbeitslosigkeit oder deutlicher Einkommensverminderung in die Schuldenspirale geraten. „Der Wegfall der Notstandshilfe würde hier noch schneller Überschuldungskarrieren produzieren, weil das tägliche Leben nicht mehr leistbar ist. Das stürzt ganze Familien nachhaltig in die Armut“, warnt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen.

Die Arbeitslosenquote in den Wartezimmern der Schuldenberatungen liegt derzeit bei 40 Prozent. Schulden und damit verbundene Lohnexekutionen sind nachweislich eines der größten Vermittlungshindernisse am Arbeitsmarkt, weil nach österreichischer Rechtslage der Arbeitgeber als Drittschuldner die Pfändungsberechnung vornehmen muss. „Sehr oft finden verschuldete Menschen also erst wieder einen Job, wenn die Schulden geregelt sind“, berichtet Mitterlehner. „Wenn sich in dieser Zeit das magere Einkommen aus dem Arbeitslosengeld noch einmal drastisch verringert, macht das eine Rückzahlung der Schulden fast unmöglich, wodurch auch die Gläubiger durch die Finger schauen.“

Auch aus Sicht der Überschuldungsprävention ist ein System, das das Abrutschen vom Arbeitslosengeldbezug in die Mindestsicherung zulässt, alles andere als ideal. „Seit über zwanzig Jahren sind Schuldenberatungen in der Finanzbildung aktiv. Einer der Grundsätze, die dabei vermittelt werden: Es braucht einen finanziellen Polster für unerwartete Ausgaben“, so Clemens Mitterlehner. „Wie soll ich das den jungen Menschen in den Schulen erklären, dass ihnen dieser Notgroschen in der Arbeitslosigkeit wieder weggenommen wird?“

 

Hintergrundmaterial:

zum FactSheet "Arbeitslosigkeit und Schulden"

 

zum FactSheet "KlientInnen der Schuldenberatungen"

 

zur Fachzeitschrift "dasbudget" mit Schwerpunkt Arbeit und Schulden

 

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Fachpublikum News

Selbstständigenstudie 2023

(11.01.2024) Seit mittlerweile 25 Jahren erhebt die asb in Kooperation mit den staatlich anerkannten Schuldenberatungen regelmäßig die Situation von ehemals selbstständigen Klient*innen in der Schuldenberatung. Die aktuelle Studie wurde Ende 2023 fertiggestellt. Selbstständigkeit und Arbeitslosigkeit gehen bei den befragten Klient*innen Hand in Hand. [ mehr ]

Gesellschaftsrechts-Änderungsgesetz 2023

(11.01.2024) Mit dem Gesellschaftsrechts-Änderungsgesetz 2023 wurde das GmbH-Gesetz geändert. Das GmbH-Mindeststammkapital wurde von 35.000 Euro auf 10.000 Euro abgesenkt. Die Bestimmung ist seit 1. Jänner 2024 in Kraft. Die ASB Schuldnerberatungen GmbH hatte zum Gesetzesentwurf eine Stellungnahme abgegeben. [ mehr ]

Neue Finanzplanungs-App "Schotterlotte"

(11.01.2024) Die Schuldenberatung Steiermark unter dem Dach der Steirischen Arbeitsförderungsgesellschaft hat mit Mitteln der Arbeiterkammer die kostenfreie App "Schotterlotte" entwickelt. Sie unterstützt Menschen bei der Planung von Einnahmen und Ausgaben, erinnert an unregelmäßige Zahlungen und zeigt, wie viel für den Lebensunterhalt ausgegeben werden kann. [ mehr ]