Arbeitslos, arm, überschuldet
(01.02.2006) Die Zahl der Personen mit Schuldenproblemen nimmt auch in Österreich zu. 2005 wandten sich 19.239 Personen an eine Schuldnerberatung in Österreich (2004 waren es 18.588), 13.094 Personen nahmen eine Erstberatung (2004 12.707) in Anspruch, um gemeinsam mit den ExpertInnen der Schuldnerberatungen Wege aus der Überschuldung zu finden.
"Steigende Arbeitslosigkeit und sinkende Einkommen bei gleichzeitigem Anstieg der Lebenshaltungskosten und hohem Konsumdruck sind Gründe für die zunehmende Anzahl von Menschen mit Schuldenproblemen. Dazu kommt die offensive Vergabepraxis von Banken bei Überziehungsrahmen und Krediten, sowie fehlende finanzielle Allgemeinbildung der Bevölkerung", analysiert Hans W. Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen, des Dachverbands der Schuldnerberatungen Österreichs, die Lage.
Mehr als ein Drittel der KlientInnen (34,9%) ist von Arbeitslosigkeit betroffen. 60% der KlientInnen von Schuldnerberatungen müssen mit einem Einkommen unter 1.000 Euro im Monat auskommen. Die durchschnittliche Verschuldung beträgt 63.547 Euro und ist gegenüber dem Vorjahr um fast 5% angestiegen.
Breites Bündel an Maßnahmen notwendig
"Insgesamt ist für Österreich von rund 300.000 Haushalten mit Schuldenproblemen auszugehen", so Grohs, die Sicherung eines offenen Zugangs zu Schuldnerberatung durch deren weiteren Ausbau in allen Bundesländern sei deshalb gefordert.
Notwendig seien darüber hinaus sozialpolitische Maßnahmen zur materiellen Existenzsicherung, darunter auch die Erhöhung des Existenzminimums, verstärkte Maßnahmen zur finanziellen Allgemeinbildung der Bevölkerung, Präventionsangebote und öffentliche Information, sowie eine zeitliche Verkürzung des Schuldenregulierungsverfahrens und gesetzliche Rahmenbedingungen die für bessere Beratung und verantwortliche Kreditvergaben der Banken sorgen.
Verbesserter Zugang zum Privatkonkurs für Armutsbetroffene gefordert
Von den 5.349 Personen für die 2005 ein Privatkonkursverfahren eröffnet wurde, wurden 70% von Schuldnerberatungen begleiten bzw. vertreten. Auch hier ist der Anstieg an einkommensschwachen Personen auffallend. So hat sich der Anteil der arbeitslosen Personen seit dem Jahr 2002 mehr als verdoppelt (von 6,5 auf 13,6%), der Anteil an PensionistInnen übersteigt erstmals seit 2002 wieder die 10%-Marke.
"Neben der verstärkten Armutsbetroffenheit liegen die Gründe hierfür auch im seit 2002 verbesserten Zugang zum Privatkonkurs", erläutert Grohs, "nach wie vor bestehen jedoch gerade für die sozial Schwächsten große Hürden für einen erfolgreichen Abschluss einer Schuldenregulierung und damit einem Ausweg aus der Schuldenspirale."
Damit künftig auch armutsbetroffene Personen ein Neustart ermöglicht wird, empfehlen die Schuldnerberatungen u.a. Erleichterungen hinsichtlich der 10%-Mindestquote im Privatkonkursverfahren. Zu sichern sei darüber hinaus der Zugang aller Personen zu einem Girokonto auf Habenbasis, auch das werde Personen mit Schuldenproblemen häufig verweigert und verhindere vor allem deren Reintegration in den Arbeitsmarkt.
Die ASB Schuldnerberatungen GmbH vertritt als Dachorganisation die Interessen der bevorrechteten und damit vom Justizministerium öffentlich anerkannten Schuldnerberatungen in Österreich.