Jugend und Schulden
(01.03.2006) Auch in Österreich ist eine beträchtliche Zahl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen von Schuldenproblemen betroffen. Jede/r achte KlientIn der Schuldnerberatungen ist unter 25. Über ein Viertel (26,7%) der KlientInnen sind unter 30 Jahre alt, die unter 40jährigen stellen insgesamt deutlich mehr als die Hälfte der bei Schuldnerberatungen ratsuchenden Personen (57,2%).
Aktuelle Jugendstudien aus Vorarlberg und Niederösterreich machen Zusammenhänge zwischen Armut und Verschuldung deutlich. 114.000 Kinder wachsen in Armut auf, soziale Benachteiligungen setzen sich oft auch im weiteren Leben fort. Jugendliche mit ungünstigem Erwerbsstatus sind, so eine Vorarlberger Studie zu "Jugend und Schulden 2005" häufiger verschuldet, besonders betroffen sind erwerbslose Jugendliche.
Auch wenn die Studien ergeben, dass Geld an sich für Jugendliche keinen hohen Selbstwert hat, wird doch deutlich, dass Konsum Teil des Alltags Jugendlicher ist und die entsprechenden finanziellen Mittel zum Zweck der persönlichen Lebensgestaltung unverzichtbar sind. Steigende Lebenshaltungskosten, z.B. für Wohnungen machen das Auskommen mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen besonders am Übergang in ein selbständiges Leben in vielen Fällen zusätzlich schwierig.
Nach Erfahrungen der Schuldnerberatungen beginnen Schuldenkarrieren meist mit einem überzogenen Konto und Schulden bei Mobilltelefonieanbietern. Die Schuldnerberatungen fordern deshalb mehr soziale Verantwortung von Banken und Mobilfunkbetreibern. "Jugendliche dürfen nicht daran gewöhnt werden aus dem Minus zu leben", so Hans W. Grohs, Geschäftsführer der österreichischen Schuldnerberatungs-Dachorganisation ASB Schuldnerberatungen. Nicht selten wird Jugendlichen mit einem Einkommen von 200–400 Euro ein Kontoüberzug von über 3.000 Euro gewährt.
Zusätzlich sind sowohl schulische als auch außerschulische Bildungsangebote zum "Umgang mit Geld" auszubauen, dabei geht es darum, das Thema Geld und Schulden sowohl gesellschaftlich als auch innerfamiliär zu enttabuisieren und junge Menschen zu gleichermaßen informierten wie kritischen KonsumentInnen zu erziehen.