Steigende Nachfrage nach Schuldenberatung
(01.04.2007) Immer mehr Menschen in Österreich sind überschuldet, d.h. sie sind nicht mehr in der Lage fällige Schulden binnen einer angemessen Frist zurückzuzahlen. Dies belegen die von den österreichischen Schuldenberatungen im Schuldenreport 2007 veröffentlichten aktuellen Zahlen zu Schuldenproblemen in Österreich. In beinahe 50.000 Beratungsgesprächen wurden 2006 von den österreichischen Schuldenberatungen Lösungen für Menschen mit Schuldenproblemen gesucht.
Die Beratungsleistung der zehn Schuldenberatungseinrichtungen in Österreich ist damit um weitere 7% gestiegen. Die mittlere Schuldenhöhe der von den Schuldenberatungen beratenen Personen liegt bei 38.000 Euro, wobei der mit Abstand größte Teil der Schulden bei Kreditinstituten gemacht wird.
Als zentrale Gründe für die Überschuldung von Privatpersonen nennt der Schuldenreport gescheiterte Selbstständigkeit, Arbeitslosigkeit und den inadäquaten Umgang mit Geld. Hinsichtlich des sozialen Backgrounds der KlientInnen von Schuldenberatungen fallen deren geringe Schuldbildung und ihre schlechte Einkommenssituation auf. Mehr als die Hälfte aller Personen, die Rat bei Schuldenberatungen suchen (56,6%) verfügt über weniger als 1.000 Euro im Monat, 26,4% müssen mit einem Einkommen unter dem Existenzminimum (690 Euro) auskommen. Nur 8,2% der KlientInnen verfügen über Matura bzw. Ausbildung über Maturaniveau.
"Schuldenprobleme sind nicht unabhängig von sozialen und ökonomischen Faktoren zu verstehen und zu lösen", unterstreicht Hans W. Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH, der Dachorganisation der österreichischen Schuldenberatungen die Situation.
"Vor allem bei den am stärksten betroffenen einkommensschwachen Haushalten und bei ehemaligen Selbstständigen besteht Handlungsbedarf. Vom Privatkonkurs als bewährtem Schuldenregulierungsinstrument bleiben gerade sie mangels Einkommen oft ausgeschlossen."
Die Schuldenberatungen fordern deshalb Vereinfachungen im Privatkonkurs nach europäischen Vorbildern, konkret gehe es um eine Verkürzung der langen Dauer sowie um Entschuldungsmöglichkeiten entsprechend der individuellen Leistungsfähigkeit der Betroffenen ohne starre Quote in der Abschöpfung.
Dies würde auch die Unterstützungsmöglichkeiten der vertraulich und öffentlich anerkannt arbeitenden Schuldenberatungen weiter verbessern. Ziel, so Grohs, müsse eine Schuldenberatung sein, die der steigenden Nachfrage gerecht werden kann. Das erfordere einen Ausbau von Schuldenberatungseinrichtungen, der für die öffentliche Hand kostenneutral möglich wäre.
Für die Betroffenen müsse seriöse Beratung in hoher Qualität, wie sie die Schuldenberatungen anbieten, weiterhin kostenlos als soziale Dienstleistung zur Verfügung stehen und sich damit auch im Interesse der Gläubiger von zweifelhaften anderen Angeboten deutlich unterscheiden.
Die ASB Schuldnerberatungen GmbH vertritt als Dachorganisation die gemeinsamen Interessen der bevorrechteten und damit vom Justizministerium öffentlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich.
Der Schuldenreport 2007 mit aktuellen Daten und Fakten zu Schuldenproblemen in Österreich steht hier zur Verfügung: Download Schuldenreport 2007 (PDF, 6MB)
Einzelgrafiken aus dem Schuldenreport sind auf Anfrage im PR-Büro der ASB erhältlich.