Steigende Arbeitslosigkeit verschärft Schuldenprobleme

(18.03.2009) Nur als "Verschnaufpause" bei den Privatkonkursen bewertet Hans W. Grohs, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich den leichten Rückgang an Privatinsolvenzen im 1. Quartal 2009 auf rund 2.060 Konkurseröffnungen.
Ein Grund für Entwarnung dürfe darin nicht gesehen werden, ganz im Gegenteil. "Die steigende Arbeitslosigkeit wird Schuldenprobleme verschärfen, auch für Gruppen, die bislang nicht zum Klientel der Schuldenberatungen zählten." Auch wenn der Schritt in die Schuldenberatung oft mit beträchtlicher Verzögerung erfolge, sei eine Steigerung der Nachfrage schon jetzt absehbar, so Grohs. "Arbeitslosigkeit ist ein Hauptgrund für Überschuldung; wenn die Krise andauert und der Markt weiter einbricht, werden deutlich mehr Menschen Probleme bei der Rückzahlung ihrer Schulden bekommen." Wahrnehmbar sei zur Zeit ein verstärkter Informationsbedarf nach den Möglichkeiten des Privatkonkurses.
Völlig unverständlich ist aus Sicht der Schuldenberatungen, warum die in der vergangenen Legislaturperiode begonnenen Arbeiten zur Reform des Privatkonkurses eingeschlafen sind und derzeit nur die Reform von Unternehmensinsolvenzen vorangetrieben werde. "Wenn die fahrlässigen Verluste von Unternehmen und Banken zu Lasten der Verbraucher in einer Krise sozialisiert werden, dann ist eine Unterstützung der Menschen, die mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes und in ihrer Existenz bedroht sind, eine gesellschaftliche Verpflichtung. Eine Verbesserung der Entschuldungsmöglichkeiten durch eine rasche und grundlegende Reform des Privatkonkurses ist ein Gebot der Stunde. Sie stärkt Kaufkraft und Steuerleistung der Betroffenen und reduziert staatliche Ausgaben für Transferzahlungen wie Arbeitslosenunterstützung u.a."
Neben einem erleichterten Zugang zum Konkurs seien auch mehr Ressourcen für Beratung notwendig. Steigender Bedarf kann sonst nicht abgefangen werden, so Grohs, der volkswirtschaftliche Nutzen von Schuldenberatung und -regulierung sei erwiesen. Ein finanzielles Engagement des Bundes wäre genauso wichtig wie das weitere Engagement der Länder und des Arbeitsmarktservices. "Die gezielte Reform des Privatkonkurses ist eine verhältnismäßig ‚billige‘ Maßnahme, die nachhaltige Wirkung entfalten kann."
Konkurszahlen 1. Quartal 2009
Laut Prognose der Dachorganisation asb in Verbindung mit den Veröffentlichungen in der Ediktsdatei des Justizministeriums zeichnet sich für das 1. Quartal 2009 sowohl bei den Privatkonkursanträgen als auch -eröffnungen ein leichter Rückgang gegenüber 2008 ab. Es wird mit 2.320 Konkursanträgen, d.s. um 4,6 % weniger Anträge als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und mit 2.060 Konkurseröffnungen, d.s. um 3,7 % weniger Eröffnungen als im Vergleichszeitraum 2008, gerechnet.
Die ASB Schuldnerberatungen GmbH vertritt als Dachorganisation die gemeinsamen Interessen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich.
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