Weniger Privatkonkurse: Hürden zu hoch
(24.04.2013) Die Zahl der Privatinsolvenzen ist im ersten Quartal 2013 markant gesunken. Die europaweit einzigartige 10% Mindestquote und ein langes Verfahren erschweren gerade einkommensschwachen Personen diesen Zugang zur Entschuldung. Die gestiegene Arbeitslosigkeit verschlimmert das Problem.
Die Zahl der Konkursanträge ist im 1. Quartal 2013 im Vergleich zum 1. Quartal 2012 gesunken. Die eröffneten Schuldenregulierungsverfahren sind um über 14 Prozent zurückgegangen.
Sinkende Privatkonkurszahlen sind nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Tatsächlich deuten sie auch auf Zugangshürden hin, die immer mehr Menschen nicht überwinden können. Dazu gehören vor allem solche mit geringem Einkommen an der Pfändungsgrenze und damit auch Personen in prekären Beschäftigungsverhältnissen.
Zugangshürden zum Privatkonkurs
Österreich gehört in zweierlei Hinsicht zum europäischen Schlusslicht: zum einen wird die Restschuldbefreiung erst nach siebenjähriger Verfahrensdauer erteilt, zum anderen gilt bei der Rückzahlung eine Mindestquote von 10%. Diese Hürden machen gerade einkommensschwachen bzw. armutsgefährdeten Personen einen Neustart fast unmöglich.
Über 43% der KlientInnen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen sind aufgrund von Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensverschlechterung überschuldet. Abgeschlagen folgen an zweiter Stelle mit 19% der mangelnde Umgang mit Geld und ehemalige Selbständigkeit als Überschuldungsursache. Die aktuell auch in Österreich steigende Arbeitslosigkeit wird das Problem des Zugangs zum Privatkonkurs deshalb weiter verschlimmern.
„Überfällige Reformen im Privatinsolvenzrecht müssen endlich umgesetzt werden“, fordert Hans W. Grohs, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, ASB Schuldnerberatungen GmbH. Eine Verkürzung der Verfahrensdauer auf europäische Standards und eine quotenunabhängige Restschuldbefreiung sollten den Zugang zum Privatkonkurs erleichtern. „Für Personen, die eine gerichtliche Schuldenregulierung anstreben, wäre beinahe jedes andere Land in Europa die bessere Wahl.“
zur asb-Presseaussendung vom 24.4.2013