100.000 eröffnete Privatkonkurse in Österreich
(08.08.2013) Über 100.000 Menschen nutzten einen Privatkonkurs zur Entschuldung, seit dieser 1995 in Kraft getreten ist - das entspricht zweimal dem ausverkauften Ernst-Happel-Stadion. „Genauso viele stehen jedoch noch draußen vor den Toren und warten vergeblich darauf, eingelassen zu werden“, sagt Hans W. Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH.
Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen fordern seit Jahren eine Reform des Privatinsolvenzverfahrens. Personen mit geringem Einkommen sind klar benachteiligt. Ihnen bleibt der Privatkonkurs in der Regel verwehrt, da sie die in Österreich noch immer notwendige Mindestquote von zehn Prozent Rückzahlung der Schulden nicht schaffen. Österreich bildet hier im europäischen Vergleich das unrühmliche Schlusslicht. Nur in Tschechien gibt es ebenfalls noch eine Mindestquote, in allen anderen Ländern wurde sie bereits abgeschafft. Auch die mit sieben Jahren sehr lange Dauer des Insolvenzverfahrens wird auf europäischer Ebene nur von Frankreich übertroffen.
Im Juni übermittelten die staatlich anerkannten Schuldenberatungen den österreichischen Parteien einen Fragenkatalog, in dem sie dazu aufgeforderten wurden, zum Thema Position zu beziehen. Die Antworten der Parteien langen langsam ein und werden Anfang September auf www.schuldenberatung.at veröffentlicht. Die neue Regierung, die am 29. September gewählt werden wird, ist damit aufgefordert, überfällige und sinnvolle Reformschritte umzusetzen. Sie muss den Menschen zeigen, dass sie nicht nur für Banken und große Unternehmen da ist, sondern auch für private Haushalte und Familien. Sie wird auch ihnen zeitgemäße Formen der Entschuldung zur Verfügung stellen müssen.
Zur Presseaussendung