Bürgschaft und Scheidung führen bei Frauen zu oft in die Überschuldung

Neue Zahlen der Schuldenberatungen zeigen, wie Frauen in die Schuldenfalle schlittern.

(Wien, 7. März 2014) Arbeitslosigkeit führt bei Frauen wie bei Männern die Liste der Überschuldungsgründe an. Danach wird es allerdings geschlechterspezifisch, denn Trennungen und Bürgschaften sind bei Frauen deutlich häufiger Ursache dafür, in die Finanzmisere zu geraten.

Aktuelle Zahlen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen zeigen (einmal mehr) die prekäre Situation von Klientinnen, die zur Schuldenberatung kommen. Ihre Durchschnittsverschuldung liegt bei 61.000 Euro. Summen wie diese stehen oft in keinem Verhältnis zum Einkommen: Fast die Hälfte (47 Prozent) der Klientinnen hat weniger als 1.000 Euro im Monat zur Verfügung. Ursachen für das geringe Einkommen gibt es mehrere, eine davon findet sich in der (schlechten) Ausbildung: Knapp die Hälfte (45,1 Prozent) der weiblichen Klientel der Schuldenberatungen hat nur Pflichtschulabschluss (bei den Männern 35,9 Prozent).


Gründe für Überschuldung bei Frauen

Als Gründe für Überschuldung bei Frauen führt Arbeitslosigkeit mit 42 Prozent, mit großem Abstand gefolgt von Umgang mit Geld, Scheidung/Trennung, Wohnraumbeschaffung sowie Bürgschaften/Mithaftung.

  • Auffallend ist, dass Bürgschaften bei Männern nur selten eine Rolle spielen (Frauen: 12 Prozent, Männer: 3 Prozent). „Zur Absicherung von Krediten, erklärt sich oft die Partnerin bereit, als Bürgin ‚zu dienen‘. Kommt es zur Trennung, passiert es, dass die Frau für den ehemaligen Partner geradestehen muss – auch dann, wenn die übernommene Haftung schon bei Kreditaufnahme die finanzielle Lage der Frau weitaus überstiegen hat“, sagt Hans W. Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldenberatungen GmbH, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich. “Es ist verwunderlich, dass Banken an dieser Praxis festhalten und der Gesetzgeber solche Praktiken nicht für unzulässig erklärt.“

  • Auch generell wird bei Scheidungen ein Unterschied bei den Geschlechtern deutlich. Frauen schlittern in der Folge einer Trennung signifikant häufiger in die Schuldenfalle als Männer (Frauen: 14 Prozent, Männer: 10 Prozent). „Meist obliegen Obsorge und Betreuung der Kinder den Frauen bei zusätzlich schlecht bezahlten Teilzeitjobs“, so Grohs. Daraus resultiert auch eine beinahe aussichtslose Situation, wenn es um die Realisierung einer Entschuldung durch einen Privatkonkurs gehen soll.


Budgetberatung Österreich

Ein möglicher Ansatz, es gar nicht so weit kommen zu lassen, ist Budgetberatung, ein innovatives Projekt der Schuldenberatungen. „Budgetberatung Österreich“ ist für den Jurypreis der SozialMarie 2014 nominiert und richtet sich an (noch) nicht überschuldete Personen in schwierigen finanziellen Situationen und bei Lebensumbrüchen. Im Februar hat das Projekt bereits den Publikumspreis der SozialMarie 2014 gewonnen. „Wir erwarten durch einen höheren Bekanntheitsgrad und mehr Inanspruchnahme dieser neuen Dienstleistung, dass schon im Vorfeld zahlreiche existenzbedrohende Überschuldungssituationen verhindert werden können“, sagt Grohs.

 
Weitere Informationen zum Thema „Überschuldung von Frauen“ unter http://www.schuldenberatung.at/fachpublikum/factsheets.php

 
Links:

www.budgetberatung.at

www.sozialmarie.org

 

Gründe für Überschuldung (Mehrfachnennungen):

 

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