Immer mehr Arbeitslose bei Schuldenberatung
(09.02.2015) Die hohe Arbeitslosenquote in Österreich ist auch bei den Schuldenberatungen spürbar. Hans W. Grohs, Geschäftsführer der asb, der Dachorganisation der österreichischen Schuldenberatungen: „Der Anteil der arbeitslosen Klienten und Klientinnen ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Zu Beginn der Wirtschaftskrise 2008 waren es knapp 28 Prozent, mittlerweile sind es 41 Prozent.“
Knapp 60.000 Menschen wurden 2014 von den staatlich anerkannten Schuldenberatungen unterstützt, das sind um 2.000 mehr als noch im Jahr zuvor. Neben der Zahl der arbeitslosen KlientInnen und dem Überschuldungsgrund Arbeitslosigkeit ist die zweithäufigste Schuldenfalle mit fast 20 Prozent gescheiterte Selbstständigkeit. Durchschnittlich haben KlientInnen 67.000 Euro Schulden, bei ehemaligen Selbstständige sind es über 100.000 Euro.
Immer weniger Menschen können sich Privatkonkurs leisten
Für SchuldnerInnen mit sehr hoher Verschuldung oder sehr geringem Einkommen ist die Mindestquote im Privatkonkurs kaum erreichbar. Diese Mindestquote bezeichnet jene zehn Prozent der Schulden, die SchuldnerInnen in einem bestimmten Teil des Insolvenzverfahrens, dem Abschöpfungsverfahren, nach sieben Jahren Existenzminimum an die Gläubiger mindestens zurückgezahlt haben müssen, um schuldenfrei zu werden. Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen weisen schon lange auf die Kontraproduktivität dieser österreichischen Besonderheit hin und halten die Abschaffung der Mindestquote für unausweichlich. Grohs: „Weder Wirtschaft noch Gläubigern ist damit gedient, wenn Menschen mangels Regulierbarkeit auf Lebenszeit in einer negativen Zinsenspirale als Sozialfall gefangen bleiben. In diesem Zusammenhang sind auch die gesunkenen Privatkonkurszahlen zu betrachten. Sie besagen nicht, dass weniger Menschen einen Privatkonkurs benötigen, sondern lediglich, dass er für viele überschuldete Menschen, insbesondere Arbeitslose, nicht geeignet ist“. 2014 wurden in Österreich 8.600 Privatkonkurse eröffnet, um knapp neun Prozent weniger als im Jahr zuvor. Laut kürzlich vom Sozialministerium präsentiertem Sozialbericht 2013 leben 42 Prozent der Bevölkerung in verschuldeten Haushalten und 7 Prozent haben Zahlungsrückstände. 23 Prozent können unerwartete Ausgaben nicht finanzieren.