Schuldenberatungen fordern: Bewegung in Privatkonkursreform und Absicherung von Schuldenberatung
(22.04.2015) Am 23./24. April findet in Eisenstadt die 6. Österreichische Schuldenberatungstagung statt, mit 140 ExpertInnen – vorwiegend SchuldenberaterInnen – aus ganz Österreich. Vor zwanzig Jahren wurde die Möglichkeit zum Privatkonkurs in Österreich gesetzlich verankert, seither schafften mehr als 110.000 Menschen einen Neuanfang. Tausenden zahlungsunfähigen Menschen bleibt diese Möglichkeit jedoch verwehrt. Hans W. Grohs, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen, asb: „Der Privatkonkurs braucht rasch eine Reform, die Hürden sind gerade für jene, die ihn am dringendsten brauchen, zu hoch.“ An der langen Verfahrensdauer von sieben Jahren und einer Mindestquote von 10% im Abschöpfungsverfahren scheitern vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen und jene mit hohen Schulden (ehemalige Selbstständige). Für Verena Dunst, Landesrätin für Konsumentenschutz im Burgenland, sind Verbesserungen im Privatkonkurs ebenfalls ein anzustrebendes Ziel, weshalb sie sich für eine rasche Verbesserung bei den Entschuldungshürden ausspricht.
Die Schuldenberatungen gehen zudem mit einer Resolution in die Tagung, in der sie eine rasche Umsetzung der EU-Richtlinie zum Recht auf ein Basiskonto in Österreich fordern. Die Resolution ist abzurufen auf www.schuldenberatung.at
Schuldenberatung Burgenland auf sicheren Beinen
Jüngste Schlagzeilen rund um gefährdete Beratungsstellen in manchen Bundesländern zeigen: Für eine langfristige Absicherung der Schuldenberatungen ist noch einiges zu tun. Das Angebot staatlich anerkannter Schuldenberatungen in allen Bundesländern wurde bereits vor zwanzig Jahren vom Gesetzgeber als notwendiges Begleitangebot zum Privatkonkurs gesehen. Immer wieder kämpfen Schuldenberatungen mit ihrer Landesfinanzierung. Hans W. Grohs: „Im aktuellen Regierungsprogramm ist sogar von einem Ausbau der Beratungsangebote die Rede – wir sehen keine konkreten Initiativen.“
Im Burgenland steht die Schuldenberatung als Serviceeinrichtung des Landes Burgenland auf sicheren Beinen. Neben der Zentrale in Eisenstadt gibt es eine Regionalstelle in Oberwart. Landesrätin Dunst dazu: „Für die Betroffenen ist es sehr wichtig, eine Schuldenberatung vor Ort zu haben und sich darauf verlassen zu können, dass gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Fall betreuen. Eine ausreichende und zielgerichtete Finanzierung der Beratungsstellen ist deshalb von großer Bedeutung. Davon zeugt allein die Tatsache, dass die Schuldenberatung Burgenland bevorrechtet und ISO zertifiziert ist. Dies zeigt, dass die Qualität der Beratung sowie die Ausbildung der Mitarbeiter sehr hoch ist und einer ständigen Kontrolle und Weiterentwicklung unterliegt.“
Gabriela Perusich, Leiterin der Schuldenberatung Burgenland: "Wir sind Vertragsbedienstete des Landes und können so auch auf den Bezirkshauptmannschaften Sprechtage abhalten. Gerade im Burgenland ist dies auf Grund der lokalen Nähe zum Wohnort und einer verbesserten Erreichbarkeit für die Betroffenen sehr wichtig.“ Zusätzlich zum breiten Beratungsangebot werde auch Präventionsarbeit auf höchstem Niveau geleistet. Perusich: „Auf Initiative von Landesrätin Dunst wird das Präventionsangebot laufend erweitert um möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen."