Privatkonkurs-Steigerung: Zinsspirale erzeugt hohe Schulden
(14.1.2019) 10.024 Privatkonkurse wurden 2018 eröffnet. Das ist eine Steigerung von 48 Prozent im Vergleich zu 2017. Was hier wirksam wurde, ist ein Nachholeffekt, nachdem die lange angekündigte Privatkonkurs-Reform Ende 2017 in Kraft getreten war. Im Langzeitvergleich ist die Zahl der Privatkonkurse nicht dramatisch höher als in den meisten anderen der vergangenen zehn Jahre. 2010 beispielsweise gab es ebenfalls fast 9.500 Privatkonkurse.
Aus 1.500 Euro Schulden werden 42.000 Euro
Ein aktuelles Beispiel eines Schuldners in Salzburg: Er hatte ursprünglich Schulden in der Höhe von knapp 1.500 Euro. Nach zwanzig Jahren haben sich Zinsen von 42.000 Euro und weitere Kosten von 1.300 Euro angesammelt. „Wenn dieser Klient nun mit Schulden von rund 45.000 Euro Privatkonkurs anmeldet, dann hat er nicht um diese hohe Summe eingekauft“ erklärt Mitterlehner. Die hohe Schuldensumme kommt durch die Zinsspirale zustande, die erst stoppt, wenn das Gericht den Konkurs einleitet. Die Erfahrung der Schuldenberatungen zeigt, dass das leider kein Einzelfall, sondern übliche Praxis ist. „Es gibt in Österreich keine Obergrenze für Zinsen und Inkassokosten. Das führt nicht selten dazu, dass die Schulden weiterhin steigen, obwohl Menschen ihre Raten zahlen“, so Mitterlehner.
Die Schuldenberatungen fordern, dass die Verrechnung von Zinsen und Kosten gedeckelt wird. „Eine einfache Lösung wäre, dass sich eine Schuld inklusive aller Kosten und Zinsen maximal verdoppeln darf“, sagt Clemens Mitterlehner. „Da wäre noch genügend Spielraum für die kostendeckende Betreibung durch die Gläubiger, gleichzeitig würde aber das unverhältnismäßige Explodieren der Schulden verhindert werden. Es versteht ja wirklich niemand, dass unsere Rechtsordnung zulässt, dass völlig legal aus 1.500 Euro schließlich 45.000 Euro Schulden werden.“