Corona-Krise: Sofortmaßnahmen für Überschuldete

(19. März 2020) Die aktuelle Krise bringt auch Menschen mit Schuldenproblemen in besondere Bedrängnis. Oft fehlen Einnahmen komplett, brechen durch Arbeitslosigkeit ein oder sind durch Kurzarbeit geringer. „Das hat Auswirkungen auf laufende Schuldenrückzahlungen und verschärft Schuldenprobleme enorm", sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der asb, der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen. Existenzielle Dinge wie Wohnen und Stromversorgung können gefährdet werden. Die Schuldenberatungen fordern: Kosten der Schuldeneintreibung und Lohnpfändungen müssen in der aktuellen, außergewöhnlichen Zeit ausgesetzt werden. „Es braucht ein paar Sofortmaßnahmen, um die Existenzen der betroffenen Familien über die Krise hinaus zu retten."

Die Schuldenberatungen fordern deshalb, dass folgende Maßnahmen sofort in Kraft treten und mindestens bis drei Monate nach Ende der aktuellen Einschränkungen (insbesondere Ausgangsbeschränkungen und Schulschließungen) gelten:
• Aussetzen von Delogierungen
• Aufrechterhalten der Versorgung mit Strom, Wärme, Internet und Telefon auch bei offenen Rückständen (Stopp von Stromabschaltungen u.ä.)
• Aussetzen von Eintreibungsmaßnahmen durch Inkasso
• Bei Zahlungsproblemen Rechtsanspruch auf Stundung samt Zinsenstopp von Bankkrediten
• Aussetzen von Verzugszinsen und –gebühren bei Zahlungsverzug
• Aufschub von Lohnpfändungen, wenn damit existentiell bedrohliche Situationen abgewendet werden
• Maßnahmen zur Sicherung laufender Privatkonkurse

„Nicht nur die Wirtschaft braucht Krisenhilfe, sondern jede Person, die durch die Krise in eine Notlage gerät. Wir müssen verhindern, dass durch die Corona-Krise viele Familien von der Verschuldung in die Überschuldung rutschen. Wir müssen Sofortmaßnahmen setzen, um Existenzen zu sichern", richtet Clemens Mitterlehner einen dringenden Appell an die Politik. „Wenn wir jetzt zu lange warten, wird vielen Menschen eine geordnete Rückzahlung der Schulden unmöglich werden."

Spätestens nach Ende der Krise rechnen die Schuldenberatungen mit einem starken Anstieg der Zahl der Hilfesuchenden. „Ähnlich wie jetzt schon die AMS-Stellen, werden auch Schuldenberatungen bald mit vielen neuen Ratsuchenden an ihre Grenzen kommen. Damit wir das bewältigen können, wird es mehr finanzielle Ausstattung brauchen", sagt Mitterlehner. Zur Bewältigung der Krise gehört auch, Beratungsstellen abzusichern, die sich um die Probleme ihrer KlientInnen kümmern.

Aktuelle Informationen zur Erreichbarkeit der Schuldenberatungen während der Ausgangsbeschränkungen finden Sie unter www.schuldenberatung.at.