Privatinsolvenzen 2022 um 13,5 Prozent gestiegen
(04.01.2023) Im Jahr 2022 wurden in Österreich insgesamt 8.176 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, das sind um 973 Verfahren mehr als im Jahr 2021 und entspricht einer Steigerung von 13,5 Prozent. Die Zahl der Insolvenzanträge ist um 1.326 Anträge bzw. 17,4 Prozent auf 8.952 Anträge gestiegen.
Privatinsolvenzen nach Bundesländern
Mit Ausnahme von Wien ist die Zahl der Privatinsolvenzeröffnungen gegenüber 2021 in allen Bundesländern gestiegen, beim jeweiligen Ausmaß gibt es regionale Unterschiede.
Den höchsten Anstieg bei den Privatinsolvenzeröffnungen gibt es in Niederösterreich mit einem Plus von 27,8 Prozent. Ebenso Salzburg (+25,2 Prozent), Tirol (+24,7 Prozent), Oberösterreich (+23,9 Prozent) und die Steiermark (+20,3 Prozent) haben deutliche, überdurchschnittliche Steigerungen gegenüber dem Jahr 2021.
Eine im Vergleich zum österreichweiten Wert leicht unterdurchschnittliche Steigerung kann in Vorarlberg mit einem Plus von 10,6 Prozent, in Kärnten mit einem Plus von 10,2 Prozent sowie im Burgenland mit einem Plus von 9,5 Prozent gegenüber 2021 verzeichnet werden.
Einzig in Wien gibt es gegenüber dem Vorjahr keinen Zuwachs bei den Privatinsolvenzeröffnungen – die Zahlen stagnieren mit einem minimalen Rückgang von 0,1 Prozent auf dem Vorjahresniveau. Nichtsdestotrotz hat die Bundeshauptstadt gemessen an der Bevölkerungszahl einen überproportionalen hohen Anteil am Privatkonkursgeschehen.
Ursachen und Umstände
Auch wenn die Vor-Pandemie-Werte noch nicht erreicht sind, setzt sich der seit Ende 2021 beobachtbare Trend steigender Zahlen bei den Privatinsolvenzeröffnungen auch im Jahr 2022 fort. Dies ist auf unterschiedliche Umstände zurückzuführen: zum einen ist Corona nach wie vor als Unsicherheitsfaktor zu sehen. In den Jahren 2020 und 2021 wurden deutlich weniger Insolvenzen eröffnet, viele Überschuldete holen ihre Schuldenregelung nun nach. Zum anderen sind die steigenden Zahlen sicherlich auch in der im Juli 2021 in Kraft getretenen Insolvenzrechtsreform (RIRUG), die (unter strengen Voraussetzungen) eine Entschuldungsmöglichkeit binnen drei Jahren vorsieht, begründet. Auch die aktuell hohe Inflationsrate und die damit verbundenen wirtschaftlichen Herausforderungen treiben – wenn vermutlich auch mit etwas zeitlicher Verzögerung – das Insolvenzgeschehen an.