Mehr Privatkonkurse: Auch Nachfrage nach Schuldenberatung steigt
Mehr Ressourcen für Beratung und Konkursreform sind notwendig.
(19.12.2008) Mit der Zahl an Privatkonkursen steigt auch die Nachfrage nach Schuldenberatung. Schon 2008 hat die Zahl an Erstkontakten und -beratungen in den staatlich anerkannten Schuldenberatungen Österreichs deutlich zugenommen. So konnte in den ersten drei Quartalen 2008 ein Anstieg an Erstkontakten von über 7% verzeichnet werden, die Zahl der Erstberatungen hat um mehr als 20% zugenommen. Tendenz steigend. "Angesichts aktueller Entwicklungen rechnen wir mit einem starken Anstieg an Beratungsbedarf im kommenden Jahr. Weitere Beratungen können bei gleichbleibenden Personalständen jedoch kaum mehr abgefangen werden", beschreibt Hans W. Grohs, Geschäftsführer der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen asb die Situation. Zunehmende Arbeitslosigkeit bedeute erfahrungsgemäß weitere Zuwächse und Nachfrage nach staatlich anerkannter Schuldenberatung. „Bei Gesetzgeber und Ländern, die Schuldenberatungen als soziale Dienstleistungen zur Verfügung stellen besteht akuter Handlungsbedarf“, so Grohs. „Das Pferd wird vom Schwanz aufgezäumt werden, wenn Banken und Unternehmen mit großzügigen Unterstützungspaketen aus der Schuldenfalle geholfen wird und eine rasche und angemessene Sanierung von überschuldeten Privatpersonen außer Acht gelassen wird“, erläutert Grohs.
Neben einer Aufstockung an Ressourcen für die Schuldenberatungen, seien auch die in der vergangenen Legislaturperiode begonnenen Arbeiten zur Reform des Privatkonkurses zügig abzuschließen und umzusetzen.
Privatkonkursreform dringend notwendig
Derzeit stehe der jährlich steigenden Zahl von Privatkonkursen (9,5% mehr Anträge / 14% mehr Eröffnungen) eine sinkende Anzahl von Gläubigern akzeptierten gerichtlichen Zahlungsplänen gegenüber. Nur mehr zwei Dritteln der vorgelegten Zahlungspläne wird zugestimmt. Alle anderen SchuldnerInnen (rund 3.000 Personen/Jahr) werden in das sogenannte Abschöpfungsverfahren geschickt, das die Chance auf eine Schuldenregulierung vor allem für einkommensschwache Personen stark vermindert. Betroffen sind viele arbeitslose Personen, die aufgrund ihres geringen Einkommens bei anhaltender Wirtschaftskrise so kaum Chancen auf rasche Restschuldbefreiung haben, sowie gescheiterte Selbständige mit hohen Schulden.
"Der Ausstieg aus der Schuldenspirale wird erschwert, die Möglichkeiten auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Reintegration sinken", so Grohs. Gerade in Krisenzeiten sei dies eine falsche Strategie, eine im Vorjahr durchgeführte Studie habe den volkswirtschaftlichen Nutzen von Schuldenberatung und –regulierung deutlich unterstrichen.
„Die in der letzten Legislaturperiode begonnen Verhandlungen zur Anpassung des Privatkonkurses sollten also gerade angesichts der aktuellen Krise dringend fortgesetzt werden“, betont Hans Grohs.
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