Schuldenreport 2020: Mehr Hilfsmaßnahmen für Überschuldete
(29. April 2020)
Die Corona-Krise zeigt, dass es ein umfassendes Maßnahmenpaket braucht, um Menschen in finanziellen Schwierigkeiten zu helfen und Überschuldung zu verhindern. Im Schuldenreport 2020 finden sich neben Zahlen und Fakten auch rechts- und sozialpolitische Forderungen der Schuldenberatungen.
Die aktuelle Krise bringt Menschen mit Schuldenproblemen in besondere Bedrängnis. Einnahmen brechen durch Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit ein. „Das hat Auswirkungen auf laufende Schuldenrückzahlungen und verschärft Schuldenprobleme enorm", sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der asb, Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen. Als Folge der Krise rechnen die Schuldenberatungen mit einem starken Anstieg der Zahl der Hilfesuchenden.
Schuldenreport 2020
Der Schuldenreport gibt einen jährlichen Überblick über Zahlen und Daten zur Überschuldung in Österreich. In der aktuellen Krise kann er Orientierung geben, welche Gruppen von SchuldnerInnen besonders gefährdet sind, in die Armut zu rutschen.
Die staatlich anerkannten Schuldenberatungen haben 2019 mehr als 60.000 Menschen unterstützt. 42 Prozent der KlientInnen haben als höchste abgeschlossene Ausbildung den Pflichtschulabschluss.
Arbeitslosigkeit bzw. Einkommensreduktion ist mit 30 Prozent der mit Abstand häufigste Überschuldungsgrund. 35 Prozent der KlientInnen sind arbeitslos, 26 Prozent haben nicht mehr Einkommen als das Existenzminimum zur Verfügung.
Schulden aus ehemaliger Selbstständigkeit sind der am zweithäufigsten genannte Überschuldungsgrund bei KlientInnen der Schuldenberatungen (22 Prozent). Eine Langzeituntersuchung dieser besonderen KlientInnengruppe zeigt zudem eine Wechselwirkung zwischen Arbeitslosigkeit und (gescheiterter) Selbstständigkeit: 29 Prozent der Befragten gründeten das Unternehmen aus einer Arbeitslosigkeit heraus. 41 Prozent waren nach Beendigung ihrer unternehmerischen Tätigkeit erneut arbeitslos.
Schuldenberatungen arbeiten neben der Beratung von überschuldeten Personen auch in der Finanzbildung. 2019 wurden 22.000 Menschen mit den Finanzbildungsangeboten erreicht.
Auswirkungen der Corona-Krise
Der Nationalrat hat bereits einige – auch von den Schuldenberatungen geforderte – Maßnahmen beschlossen, die Menschen in finanzieller Notlage in der Corona-Krise helfen: vom Aussetzen von Strom- und Gasabschaltungen und Delogierungen bis zur Stundung von Kreditraten und vereinbarten Raten im Zahlungsplan (Privatkonkurs). „Es war sehr wichtig, diese Erleichterungen schnell umzusetzen", sagt Clemens Mitterlehner. „Es braucht aber noch weitere Maßnahmen, um den immensen Druck von den Schultern der Menschen in Zahlungsschwierigkeiten zu nehmen." Lohnpfändungen etwa sollten gänzlich ausgesetzt werden, ebenso Kündigungen von Kontorahmen.
„Nicht zuletzt braucht es eine rasche Aufstockung der finanziellen Ressourcen für Schuldenberatungsstellen, damit wir unserem Auftrag weiter nachkommen können: kostenlose Beratung für alle Menschen, die sie brauchen", so Mitterlehner.
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