Geld stinkt nicht
Stadtrundgang 2:
Geld stinkt nicht
Geld hat in der Geschichte immer schon eine große Rolle gespielt - so auch in Graz. Sei es im Mittelalter, als jüdische Fernhändler ihr Know-How des italienischen Bankenwesen auch hier erfolgreich einsetzen konnten oder später Italienern Monopole vergeben wurden, welche für die Herrschenden neben Mauteinnahmen wichtige Einnahmequellen bedeuteten. Wurden diese Arten des Gelderwerbes kritisiert, so konnten auch nicht wenige Adelige in Graz ihre Palais mit erbeutetem Geld aus den Feldzügen gegen die Osmanen finanzieren.
Noch bis ins 20. Jahrhundert war das Wahlrecht abhängig von Einkommensgrenzen. So wurde ein Großteil der Bevölkerung von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen, ebenso wie von sozialen Leistungen. Diese waren bis zur ersten Sozialgesetzgebung unter Hanusch verknüpft mit dem Heimatrecht, was etwa den in Graz arbeitenden Obersteirer im Falle von Arbeitslosigkeit, Alter oder Invalidität zum rechtslosen „Gastarbeiter“ machte. Mit der Machtergreifung der Nazis kam es schließlich zum planmäßigen Raubzug am Vermögen jüdischer MitbürgerInnen. Das Feindbild des blutsaugenden Bankers von der Ostküste hat weit bis in die Jetztzeit überlebt.
Über Jahrhunderte ebenfalls stark bekämpft ist das Verhalten, bettelnd - also anscheinend ohne Arbeitsleistung - zu Geld zu kommen. Der Kampf gegen das Betteln ist dabei eng verbunden mit Neiddiskursen über angebliche „SozialschmarotzerInnen“ in ihren sozialen Hängematten.
Leitung: Joachim Hainzl, Sozialhistoriker und -pädagoge, Gründer von XENOS - Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt